Historische Persönlichkeiten

Friedrich Ludwig Jahn  [ ...website ]
(1778 - 1852)

Als Friedrich Ludwig Jahn am 18. Juni 1825 mit seiner zweiten Ehefrau Emilie, geb. Hentsch, in Freyburg eintraf, hatte er seine größte Lebensleistung bereits vollbracht: Die Begründung des öffentlichen Turnens mit der Einrichtung des ersten öffentlichen Turnplatzes in der Berliner Hasenheide im Jahre 1811, von wo aus sich in den folgenden 8 Jahren dieses "öffentliche" Turnen, angeregt und beraten von Jahn, seinem "Turnrat" und seinen Vorturnern, ausbreitete, so dass in dieser kurzen Frist mehr als 150 Turnplätze, vor allem in Preußen und den nord- und ostdeutschen Ländern, entstanden.

Nach Verhaftung und Internierung (1819 - 1825) im Zusammenhang mit den sogenannten Demagogenverfolgungen erlangte Jahn schließlich einen Freispruch. Als künftigen Wohnsitz wählte er Freyburg, weil ihm bei Strafe des Entzugs der ihm aufgrund seiner während der Befreiungskämpfe gegen Napoleon erworbenen Verdienste vom preußischen Staat gewährten Ehrenpension auferlegt wurde, keine Universitäts- oder Gymnasialstadt zu wählen, und weil er schon während seiner Studienzeit Freyburg kennen und ob seiner schönen Lage im Unstruttal schätzen gelernt hatte.

Jahn ist in Freyburg - wo er bis 1840 noch unter Polizeiaufsicht stand - zunächst nicht öffentlich hervorgetreten. Wegen angeblicher Kontakte zu Merseburger Gymnasiasten musste er von 1828 bis 1835 sogar Freyburg verlassen und sich in Kölleda einrichten. 1838 brannte Jahns Freyburger Mietwohnung aus, wodurch ihm wertvolle Bücher, Briefe und historische Quellensammlungen verloren gingen. Er kaufte nach diesem Brand in Freyburg ein Grundstück, das er wegen seiner Lage als den schönsten Platz in Freyburg pries, und errichtete darauf ein Wohnhaus, das heutige "Jahnhaus" in der Schloßstraße 11, wo sich jetzt das Jahn-Museum befindet.

Erst nach der Aufhebung des 1820 in Preußen und anderen deutschen Staaten verordnetem Turnverbots und seiner Rehabilitierung, die mit der Aushändigung des ihm in den Befreiungskriegen zuerkannten Eisernen Kreuzes auch nach außen deutlich gemacht wurde, konnte Jahn allmählich wieder in der Gesellschaft Fuß fassen. Er baute nunmehr persönliche Kontakte zu Freyburger und Naumburger Honoratioren, zu Lehrern in Schulpforta auf, betätigte sich aktiv in regionalen Vereinen wie der kirchennahen Gustaf-Adolf-Stiftung und der Verbindung der sogenannten Lichtfreunde, einer innerkirchlichen Oppositionsbewegung gegen die orthodox-pietistisch geführte preußische Landeskirche, unterstützte und beriet zahlreiche Turnvereine in der Region bei ihrem Auf- und Ausbau (z.B. in Naumburg 1846, in Freyburg 1847 gegründet) und unterhielt Kontakte zu Organisationen regionaler Turnfeste in Hessen, Württemberg und Sachsen.

Während der deutschen Revolution wurde Jahn im Mai 1848 im Merseburger Wahlbezirk zum Abgeordneten der Deutschen Nationalversammlung gewählt, der er bis zu ihrer Auflösung im Mai 1849 angehörte. Während ihrer Tagungen in der Frankfurter Paulskirche hielt er zwei bedeutende Reden: Am 15. Januar 1849 trat er für ein erbliches Kaisertum des preußischen Königs und damit für die Einheit Deutschlands ein, und bei den Beratungen über eine Reichsverfassung trat er im Februar 1849 nachdrücklich ein für das allgemeine, freie und indirekte Wahlrecht, das er entgegen dem der Nationalversammlung vorliegenden Entwurf auch auf die kleinen Leute, Dienstmädchen, Tagelöhner, Gehilfen und Fabrikarbeiter ausgedehnt wissen wollte. Bei den Frankfurter Unruhen im September 1848, an denen die mit Jahn verstrittenen radikal-demokratischen Turner führend beteiligt waren, geriet Jahn in große Gefahr, in einem Versteck schrieb er sein "politisches Testament", die sogenannte "Schwanen-Rede".

Seine letzten Lebensjahre verlebte Jahn mit seiner Familie wiederum in Freyburg, einsam, enttäuscht und mit der von ihm in einem Brief zum Ausdruck gebrachten Erkenntnis lebend, dass er nicht mehr in die Zeit passe. Erst in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts wurde Jahn von den deutschen Turnern wieder als "Turnvater" gewürdigt, was in der Errichtung der "Jahn-Erinnerungsturnhalle" 1894 und der später so genannten "Jahn-Ehrenhalle" 1903 in Freyburg durch die Deutsche Turnerschaft (DT) seinen sinnbildlichen Ausdruck fand.


Christoph von Taubenheim
(um 1460 - 1536)

Christoph von Taubenheim wuchs auf dem Rittergut Bedra auf. 1482 trat er in die Dienste der Herzöge von Sachsen ein und wird seit 1499 als Verwalter des Amtes Freyburg genannt. In seinen 36 Amtsjahren prägte er als engster Vertrauter des Herzogs Georg von Sachsen die Geschichte der Region entscheidend. Jede reformatorische Bewegung sowie auflodernde Aufstände während des Bauernkrieges unterdrückte er und war auch maßgeblich an ihrer Zerschlagung beteiligt. 1532 wurde er zum Obersten Hauptmann in Thüringen ernannt.


Christoph Pitzler
(1657 - 1707)

Über die Herkunft des Baumeisters Christoph Pitzler ist wenig bekannt. Seine Kindheit und Jugend soll er in Freyburg verbracht haben. Nach einer dreijährigen Studienreise kehrt er an den Hof nach Weißenfels zurück und wird 1688 Kammerdiener und später Baumeister. Pitzler war für Reparaturen oder Umbauten am Weißenfelser Schloß sowie der Festung Heldrungen zuständig und hatte seit 1697 das Amt des Landbaumeisters inne. Ihm werden Umbauten im Schloß Neuenburg und der Moritzburg in Halle sowie das Jagdschloß Klein-Friedenthal und das Rote Lusthaus in Weißenfels zugeschrieben. Sein Reisetagebuch mit Skizzen und Notizen zur Barockarchitektur ist seine wertvollste Hinterlassenschaft.


Sir Herrmann Robert Schomburgk
(1804 - 1865)

Als Sohn eines Pfarrers wurde am 5. Juni 1804 Herrmann Robert Schomburgk in Freyburg geboren. Nach einer Kaufmannslehre war er in Leipzig tätig. Durch seine Arbeit lernte er 1828 Amerika kennen und seitdem ließ ihn das Fernweh nicht mehr los. Auf seiner Reise zu den Jungferninseln fertigte er Land- und Seekarten an, die er der "Royal Geographical Society" in London vorlegte. Im Auftrag dieser Gesellschaft wurde er mit der Erkundung der Kolonie Britisch-Guayana beauftragt. Für seine naturwissenschaftlichen Forschungen erhielt Schomburgk höchste Ehrungen und wurde sogar durch Queen Victoria zum Ritter geschlagen. Er war Freyburger Ehrenbürger.


Gottlob Traugott Gabler
(1800 - 1849)

Der in Großhelmsdorf bei Eisenberg geborene Gabler war Sohn eines Lehrers. 1821 siedelte er nach Freyburg über und trat hier die Stelle eines Vikars an. Kurze Zeit später nahm er auch das Kantorenamt an und unterrichtete Schreiben und Rechnen. Als Stadtchronist erwarb sich Gabler große Verdienste. Er verfasste die Bücher "Freyburg, Stadt und Schloß" und "Freyburg - Kirche, Schule und fromme Stiftungen" womit er für Freyburg die Grundlage einer modernen Geschichtsforschung schuf. 1849 verstarb Gabler an Schwindsucht, nachdem er 1845 in den Ruhestand versetzt worden war.


Ernst Neufert
(1900 - 1986)

Die Geburtsstadt des einflußreichsten deutschen Architekten des 20. Jahrhunderts ist Freyburg. Hier wurde Neufert als Kind einer Kaufmannsfamilie geboren. Nach einer Maurerlehre studierte er an der Baugewerkeschule in Weimar. Er war Mitarbeiter von Walter Gropius am Bauhaus und später Hochschullehrer in Weimar und Darmstadt. Durch Herausgabe seiner "Bauentwurfslehre" 1936 und der "Bauordnungslehre" 1943 wurde Neufert international bekannt. Sein Maßsystem prägte die deutsche Baunormung und durch seine Bauten wurde die Nachkriegsarchitektur der deutschen Industrie entscheidend beeinflusst.


Ernst Felix Immanuel Hoppe-Seyler
(1825-1895)

Felix wurde in Freyburg als jüngstes Kind des Pastors und Superintendenten Ernst Hoppe am 26.Dezember 1825 geboren. Er war Jahns Patenkind und verwaiste schon mit 9 Jahren. Sein Schwager Dr. Seyler aus Annaburg nahm ihn auf und adoptierte ihn später.
Nach dem Studium der Medizin und Naturwissenschaften hatte er u. a. eine Professur in Tübingen und Straßburg inne. Hoppe-Seyler wurde durch seine Forschungen international anerkannt und gilt als Begründer der Biochemie und Molekularbiologie. Seine bedeutendsten Schriften sind das Handbuch der physiologisch und pathalogisch-chemischen Analyseä sowie die Physiologische Chemieä. Seine 1877 herausgegebene Zeitschrift existiert noch heute als Biological Chemistry Hoppe-Seylerä.